Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2016

Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2016 – Hörfunk

Hier finden Sie die Preisträger in der Sparte Hörfunk.

Kategorie "Bester Beitrag"

1. Preis (2.500 €) Fee Theumer „Die Schattenseiten der Flüchtlingsankunft in Saalfeld“, ANTENNE THÜRINGEN

Am 6. September 2015 melden die Nachrichten, dass der erste Zug mit Flüchtlingen am Abend in Thüringen ankommt. Kurze Zeit später können die Radiohörer das Geschehen miterleben, ja mitfühlen. Wir hören die Aussagen der Helfer und begegnen einem Ministerpräsidenten, der sich den Argumenten der Gegendemonstranten stellt. Deren Stimmen sind schrill vor Angst und Empörung. Die Reporterin berichtet exakt, ausgewogen, transparent und wahrhaftig. Sie bleibt Beobachterin und wir spüren, dass sie sich der Verantwortung bewusst ist, welche Wirkung ihre Berichterstattung auf die Menschen haben könnte. Es sind akustisch hautnahe Momente entstanden, die weder im Fernsehen noch in der Zeitung so zu sehen waren. Das ist großartiger Journalismus.

Nominierte Beiträge (jeweils 500 €)

  • Stefan Köhler, Alexander Neumann und Jan Seifert „radio SAW Muckefuck-Reporter im Einsatz – Auf einem Bauernhof in Kitzen“, radio SAW
  • Susann Böttcher, Thomas Böttcher, Uwe Fischer, Lena Mengler und Daniel Neumann „Das große Drogenquartett mit Böttcher & Fischer“, R.SA.

Kategorie "Beste Moderation"

1. Preis (2.500 €) Susann Böttcher „Der R.SA Gerichtsreport“, R.SA

Der Siegerbeitrag in der Kategorie „Beste Moderation“ ist ein Paradebeispiel für gelungenes Infotainment. Er ist ein Beweis dafür, dass Information und Service nicht langweilig und dröge sein müssen. Ganz im Gegenteil: Die Moderatorin zeigt mit der Auswahl ihrer Themen, aber vor allem auch mit ihrem Stil ein gutes Gespür für ihr Publikum – und für besondere Kuriositäten im Alltag und in der juristischen Praxis. Dazu verfügt das dreiköpfige Moderationsteam über außerordentliches komödiantisches Talent. Wer wissen will, womit sich Gerichte so herumschlagen müssen – und was das für uns bedeutet – sollte diese Sendung künftig nicht verpassen. Der R.SA Gerichtsreport wurde in der „R.SA-Morning-show mit Böttcher und Fischer“ ausgestrahlt.

Nominierte Beiträge (jeweils 500 €)

  • Amrei Gericke und Holger Tapper „Die Radio Brocken Schrankenshow“, Radio Brocken
  • Danilo Weiser „radio SAW Kandidatencheck zur Landtagswahl 2016 (Sendung mit Wulf Gallert von der Partei DIE LINKE)“, radio SAW

Kategorie "Beste eigenproduzierte Werbung/Beste selbstentwickelte Promotion"

1. Preis (1.000 €) Radio-PSR-Team „Klick Sachsen. Hier leb ich. Hier kauf ich ein.“, Radio-PSR

Schmeckt der Apfel aus Sachsen besser als der von sonst woher. Ist der Salat von sächsischen Feldern grüner als der von anderswo – und das Fleisch aus Ställen zwischen Leipzig und Görlitz saftiger als das aus luftdicht verpackten Importen? Ja, sagen die Sachsen. Ja, sagt der Chef der Fleischerei-Innung – und verteilt an über 200 Betriebe grüne Aufkleber der Radio-Aktion für regionale Produkte. Ob das Uhren- und Schmuckgeschäft in Wurzen, die Drogerie in Plauen, der Galerist in Chemnitz oder der Kleinhändler in Hohenstein-Ernstthal – alle sind sich einig: Diese pfiffige, originelle, mit Anrufen und Geschäftsvorstellungen auf den Punkt gebrachte Kampagne hilft der Region – und macht den Hörer wacher für seinen Einkauf. Sie ist zugeschnitten speziell auf Kleinunternehmer in Kleinstädten und auf Produkte aus dem Freistaat. Das ist sehr gut gemachte Werbung.

Nominierte Beiträge (jeweils 250 €)

  • Sandro Schroeder „Mechanische Uhren mit Herz“, detektor.fm.
  • Daniel Flüß und Christian Geutner „Team Thüringen“, ANTENNE THÜRINGEN

Kategorie Sonderthema "Reformation und die Eine Welt" (1.000 Euro gestiftet von der Ev. Kirche in Mitteldeutschland)

Daniel Heinze und Friederike Ursprung „2000 Jahre Christentum in 10 Stunden – Von der Kreuzigung Jesu bis zu Papst Franziskus“, R.SA

Wenn ein privater Hörfunksender 2000 Jahre Christentum einen ganzen Tag lang „unter die Leute bringt“, ist das bemerkenswert und zwar in mehrfacher Hinsicht: Bemerkenswert ist zuerst die Idee. Zum anderen ist die Sendung ein ökumenisches Produkt. Evangelisch und katholisch Hand in Hand wird auf den Ursprung des Christentums zurückgegangen und die zweitausendjährige Geschichte bis zu Papst Franziskus verfolgt. Und zwar so, dass es keine Vorkenntnisse braucht, um mitzureisen. Bemerkenswert ist auch die Umsetzung. Weil es die Preisträger verstanden haben, das Christentum als Weltreligion vorzustellen, die Einheit in Vielfalt und das soziale Engagement der Kirchen aufzuzeigen und auch die Frage nach der Zukunft des Christentums zu stellen, gibt es für dieses Special den Sonderpreis der EKM. Den mitteldeutschen Radiohörern wurde die globale Dimension des Christentums aufgezeigt.

Länderpreis Sachsen (500 Euro)

Marcus Poschlod „Das R.SA Nacktrodeln: Schlettau wird zur Metropole“, R.SA

In Schlettau im Erzgebirge „geht die Post ab“ – auf dem Bahnhof von 1889, der sich laut Eisenbahnverein mit einer „ICE-verdächtigen Toilettenanlage“ hervortut. Anlässlich des RSA „Nacktruschelns“ – wie es auf Erzgebirgisch heißt – besucht Markus Poschlod das Landlädchen und die Konditorei, die dem Anlass angemessen „Heiße Hexe“ anbietet; besucht die Likörfabrik, in der sich jeder, laut Lutz Brenner, Schnaps kreieren kann mit „Drogen“ – das sind getrocknete Kräuter. Der Pfarrer gibt der R.SA-„Wintersportveranstaltung“ zwar nicht seinen Segen, erzählt aber die Legende von den „Kirchengesichtern“. R.SA hat seinen traditionell heißen winterlichen Ausrutscher kontrastreich mit einer wohlig-menschlichen Reportage verbunden, die jene Attraktionen vorstellt, die Schlettau für den Rest des Jahres auszeichnen, wenn gerade nicht „geruschelt“ wird. „Klickauf!“

Länderpreis Sachsen-Anhalt (500 Euro)

Matthias Frahm und Holger Tapper „Tappers verrückter Camping-Trip“, Radio Brocken

Sommer und Camping – das nennen die meisten Menschen in Sachsen-Anhalt in einem Atemzug. Die Preisträger gehören nicht dazu. Aber weil das Campen ebenso hohe Sympathiewerte hat, eignet es sich ausgezeichnet für eine Promotion-Aktion. Denn, wenn die Landeskinder geeignete Zeltplätze für den Moderator vorschlagen, beschreiben sie die Schönheit ihrer Heimat und leisten dazu PR-Arbeit für den Sender. Letztlich schlägt der Radiomacher – sehr zum Vergnügen seiner Zuhörer die Heringe in luftiger Höhe auf der Brücke zwischen den Hausmannstürmen in Halle ein. Ein ebenso intelligenter wie unterhaltsamer Lobgesang auf die Gärten, Seen, Wälder, Berge und Städte Sachsen-Anhalts.

Länderpreis Thüringen (500 Euro)

Matze Schmak, Eduard Schreiber und Fee Theumer „Kampfansage gegen den Bundesliga-Dino“, ANTENNE THÜRINGEN

Fußball ist ja niemals nur Fußball. Er kann eine Bühne bieten, um die Identität und Mentalität einer Stadt, ja eines Landes zu definieren und zu zelebrieren. Fußball hat das Potential zu mobilisieren, zu begeistern oder als Ventil zu dienen. Und genau diese Mehrdimensionalität spiegelt der Siegerbeitrag wider. Die Jury vergibt den Länderpreis Thüringen in diesem Jahr ausdrücklich nicht für eine objektive oder ausgewogene Sport-Berichterstattung. Nein, vielmehr handelt es sich um das sehr parteiische Feiern eines historischen Sieges. Aus der Fan-Perspek-tive wird das 3:2 im DFB-Pokal-Spiel des FC Carl Zeiss Jena gegen den Bundesligisten HSV bejubelt. Dabei wurde der Beitrag mit großem technischen und redaktionellen Aufwand produziert. Die Portraits der beiden Traditionsvereine wurden in eine O-Ton-Collage gegossen und die Spielbeschreibung in einen Schlager gepackt.


Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2016 - Bürgermedien Hörfunk und Fernsehen

Hier finden Sie die Preisträger in der Sparte Bürgermedien Hörfunk und Fernsehen.

Kategorie "Bester Beitrag Nachwuchs Fernsehen"

1. Preis (1.500 Euro) Julian Förster „Mir gegenüber“, Offener Kanal Salzwedel

Traum oder Realität? Diese Frage stellt sich nicht nur Katharina im Film, als sie auf Jonathan trifft. Denn eigentlich sind sie doch nur Phantasiegebilde, oder wer ist das jeweils so liebenswerte, nette und toll aussehende Spiegelbild? Die reizvolle Dramaturgie macht nicht nur den jungen Zuschauer neugierig auf die Auflösung und man wünscht sich ein Happy End für die beiden. Ein gut fotografierter und sensibel gezeichneter Kurzfilm mit berührenden Szenen. Fast wortlos überzeugen die großartigen Laienschauspieler in der Umsetzung der Filmidee. Ein großes Kompliment an den Regisseur, der so wunderbar mit den Schauspielern gearbeitet hat und an das ganze Produktionsteam für das überzeugende Setting.

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • David Menzel „Filmstadt Görlitz“, SAEK Görlitz
  • Filmgruppe des Winterferienlabors 2015 „Machtspiele“, SAEK Plauen

Kategorie "Bester Beitrag Nachwuchs Hörfunk"

1. Preis (1.500 Euro) Franziska Lamers und Sophia Kaleta „Krieg, Terror und Flucht – die Hintergründe des Syrienkonflikts“, Jugendredaktion LiLaLotte, Radio LOTTE Weimar

Obwohl der Syrienkonflikt ständig in den Nachrichten ist, wird in der Berichterstattung wenig über die Hintergründe aufgeklärt. Dies hat sich der hier ausgezeichnete Beitrag zum Ziel gesetzt und dieses Versprechen wird auf besondere Weise eingelöst. Um komplexe Sachverhalte in einer einfachen, gut verständlichen und trotzdem berührenden Sprache auszudrücken, ist es notwendig, sich sehr intensiv mit einer Sache auseinanderzusetzen. Dies ist hier in einer Art geschehen, die vorbildlich zu nennen ist. Es wird auf Hintergründe des Syrienkonflikts, den bedrückenden Alltag der Menschen sowie die politischen Ursachen und Folgen eingegangen. Der Beitrag lädt ein zum Zuhören und nimmt die Hörerinnen und Hörer bei der Erkundung von Krieg, Terror und Flucht auf eine sehr einfühlsame und trotzdem an den Fakten orientierte Berichterstattung mit. Der Beitrag setzt Maßstäbe.

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Ulrike Irrgang „Umfragen zum Thema Flucht“, Radio F.R.E.I.
  • Nadja Hagen, Stephanie Scholz und die Kinder aus dem Familienzentrum „Schöpf-Kelle“ „Die Grünschnäbel bei den Kinderhändelfestspielen““, Radio Corax

Kategorie "Bester Beitrag Erwachsene Fernsehen"

1. Preis (1.500 Euro) Heine Roeske „Thügida Teil 2 – Was Alice in Gera erlebte“, Thüringer Medienbildungszentrum

Dieser Beitrag ist keinem Genre zuzuordnen. Er fällt gewissermaßen aus dem Rahmen. Er ist provokativ, entlarvend, argumentativ, spannend und dabei auch noch unterhaltsam. Diese brisante Gegenwartsaufnahme stellt locker Zusammenhänge her und lässt Abgründe ahnen, weil ein brillanter bunter Vogel mit seinen beharrlichen Fragen und forsch-frechem Auftreten Menschen zu ehrlichen Antworten treibt. Diese Ehrlichkeit wirkt manchmal lächerlich, aber andererseits macht sie Angst. Gewaltbereitschaft ist zu erleben, Dummheit, Humorlosigkeit, Uninformiertheit und Mitläufertum. Und dennoch ist dieser Beitrag, der um und inmitten einer Pegida-Kundgebung spielt, ein absolutes Plädoyer für Menschlichkeit und Demokratie. Dieser Film wird von einer konsequenten Idee, von professioneller Machart und von bewundernswerter Zivilcourage getragen. Deshalb ist dieser Beitrag so verdammt gut und ein absoluter Knaller.

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Janos Varga, Andreas Bales, Anna Stoltzmann, Robert Gruhne „#HALLO ISLAM!“, Offener Kanal Magdeburg
  • Harald Seeliger „Erinnerungen von Harald Seeliger an den Kristallpalast in Dessau“, Offener Kanal Dessau

Kategorie „Bester Beitrag Erwachsene Hörfunk“

1. Preis (1.500 Euro) Johannes Smettan „Buttlar – ein Dorf nimmt Flüchtlinge auf“, Radio F.R.E.I.

Der Beitrag beginnt wie eine klassische Reportage über einen kleinen Ort in der thüringischen Rhön mit schöner Landschafts- und Ortsbeschreibung, findet dann aber sein eigentliches Thema schnell in der ebenso präzisen und bestens recherchierten Vorstellung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die den Flüchtlingen helfen, die in Buttlar im Wartburgkreis untergebracht sind. Neben der handwerklichen Kompetenz und der unaufgeregten Art, in der die Gesprächsführung stattfindet, fasziniert dieser Radiobeitrag über die Art und Weise, wie ein hochgradig relevantes politisches Thema auf die Ebene einer Dorfgemeinschaft transportiert wird.

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Elfriede Baumann „Aus meinem Leben – Das Fräulein vom Amt“, RADIO OKJ 103,4
  • Helene Flick „Hallescher Ort – Steinweg“, Radio Corax

Kategorie Sonderthema „Flucht und Integration“

Hörfunk: Luzie Ilgner „Tanztheater – Was uns bewegt“, Radio Corax Sponsor: KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (je 500 Euro)

Integration, Kommunikation, Gemeinschaft, dies sind Zauberworte, die nicht nur im Zusammenhang mit Migration und Flucht eine besondere Rolle spielen und immer wieder mit Leben gefüllt werden müssen. Luzie Ilgner berichtet im Stil einer Reportage über ein Tanz- und Bühnenprojekt in Halle, das mit engagierter Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen Geflüchteten und Migranten die Möglichkeit gibt, ihre Kultur und ihre Lebenswirklichkeit der Mehrheitsgesellschaft nahe zu bringen. Der Beitrag überzeugt durch seine Authentizität und die Nähe zu den Protagonisten des Projektes. Ein lebensnahes Beispiel für die großen und vielfältigen Möglichkeiten, die das Nichtkommerzielle Lokalradio immer noch und immer wieder nicht nur den Produzenten, sondern auch den Hörerinnen und Hörern bietet.

Fernsehen: Schülerinnen und Schüler des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf „Was wollen die eigentlich hier“, SAEK Bautzen

Eine Schülerzeitungs-Redaktion setzt sich praktisch und kritisch mit der Situation von Flüchtlingen in Deutschland auseinander. Der Beitrag ist deshalb herausragend, weil er in relativ kurzer Zeit von vier Minuten nicht nur die Rolle von Migranten reflektiert, sondern auch die Aufgaben der hiesigen Menschen bei der Mammutaufgabe der Integration. Dabei kommen nicht nur deutsche Mitschüler zu Wort, sondern auch Personen, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben oder bei der Organisation der Integrationsaufgaben geholfen haben. Ein Fokus wird dabei auch auf einen jungen kosovarischen Flüchtling gesetzt, der schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt und bei dem das Ankommen vor Ort – in der Schule, in der bundesdeutschen Wirklichkeit – weitestgehend abgeschlossen ist. Der Beitrag weist damit auch darauf hin, dass es Fluchtbewegungen schon vorher gegeben hat und dass es Möglichkeiten und Strategien einer für alle Seiten gewinnbringenden Aufnahme und Einbeziehung gibt. Herausragend ist auch, dass der technisch – vor allem in Kameraführung und Schnitt – sehr gut gestaltete Beitrag die besondere Rolle von Bildungsträgern, in diesem Fall ein Gymnasium, beim Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen Themen zeigt und so indirekt auch darauf hinweist, wie praktischer Politik-/Sozialkunde-Unterricht aussehen kann.

Länderpreise Sachsen

Hörfunk: Alexander Moritz „100 Jahre Leunawerke“, mephisto 97.6

Der Beitrag beschäftigt sich mit der wechselvollen Geschichte von einem der größten Chemiebetriebe in Deutschland, von seiner Gründung in den 1920er Jahren, über die Zeit der Zwangsarbeit während des Dritten Reichs und der Ära als VEB in der DDR bis heute als unabhängiger wirtschaftlicher Betrieb verschiedener Inhaber. Der Jury gefiel am Beitrag besonders, dass er in der recht übersichtlichen Zeit von unter fünf Minuten wesentliche Stationen der Entwicklung sprachlich ausgereift und informativ behandelte. Als herausragend wurde dabei auch betrachtet, dass die Leunawerke zwar im Land Sachsen-Anhalt angesiedelt sind, jedoch der Beitrag selbst – auch aufgrund der räumlichen Nähe – von einem sächsischen Bürgermedium produziert worden ist, was der thematischen Integration von Mitteldeutschland zuträglich ist. Positiv fielen auch der Umgang mit O-Tönen und die Atmosphäre des Werks auf. Der Beitrag ist also nicht als reines Informationsstück mit historischem Bezug im Studio konzipiert und entstanden, sondern hat auch Reportage-Charakter.

Fernsehen: Schülerinnen und Schüler der Bruno-Bürgel-Oberschule Weißwasser „Die kleine Ameise“, SAEK Bautzen

Bürgermedien zeichnen sich auch durch die Vielfalt der Projekte aus. Der animierte Kinderfilm ist hierbei eine leider viel zu häufige Ausnahme, was sehr schade ist, bietet doch gerade dieses Genre unzählige Gestaltungs- und Umsetzungsmöglichkeiten. Mit dem Animations-Kinderfilm `Die kleine Ameise´ hat sich die 10. Klasse der Bruno-Bürgel-Oberschule Weißwasser solch einer Herausforderung bewundernswert professionell gestellt. In überraschenden Wendungen wird anregend und heiter erzählt, wie im verregneten Wald für das Ameisenmädchen Lulu das große Ameisenfest doch noch ein besonderes Vergnügen wird. Mit dieser Kunstform ist den Schülern ein technisch und gestalterisch schön umgesetzter Kindertrickfilm gelungen. Großes Kompliment für die Schüler der Oberschule Weißwasser, den Anspruch gehabt zu haben einen Animationsfilm zu machen, der verschiedene Tricktechniken miteinander kombiniert. Dank auch dem SAEK Bautzen, der diese Produktion begleitete.

Länderpreise Sachsen - Anhalt

Hörfunk: Luzie Ilgner „Studentenverbindungen und Burschenschaften in Halle“, Radio Corax

Mit einem wenig schmeichelhaften Zitat von Kurt Tucholsky über Verbindungsstudenten leitet Luzie Ilgner ihren Beitrag über Studentenverbindungen und Burschenschaften ein, in dem sie untersuchen möchte, ob Tucholskys Auffassung von 1928 auch im Jahr 2016 noch zutrifft. Luzie Ilgner gibt keine eigene Meinung vor, sondern lässt unterschiedlich Beteiligte zu Wort kommen und schafft so eine Distanz. Daraus ergibt sich eine Sicht aus verschiedenen Perspektiven, die eigentlich immer gut ist, wenn der Zuhörer sich eine eigene Meinung zum Thema bilden soll. Deutlich wird aber, dass in der heutigen Zeit, wie eigentlich schon immer, das Verstecken hinter Idealen und Traditionen der Bildung einer vermeintlichen Elite dienen soll, in deren Schutz es sich (natürlich streng hierarchisch gegliedert), leichter leben lässt als sich immer wieder durch Leistung neu beweisen zu müssen. Der Beitrag informiert auch Menschen, die sich diesem Thema bisher noch nicht oder nur durch alte, verklärende Filme genähert haben und macht sicher neugierig darauf, mehr zu erfahren.

Fernsehen: Dietrich Bungeroth „Führung auf dem Toleranzweg in Wörlitz“, Offener Kanal Dessau

Dietrich Bungeroth hat sich eine vornehme und arbeitsintensive Aufgabe gestellt. Er widmet sich in seinem Beitrag der Geschichte der jüdischen Minderheit in Wörlitz und vor allem den Spuren, die sie hinterließen. Kenntnisreich und souverän moderiert und erklärt Herr Bungeroth den Zuschauerinnen und Zuschauern des Offenen Kanals anhand von Baudenkmälern und Dokumenten die außerordentlich interessante und spannende Geschichte des jüdischen Einflusses auf das soziale, kulturelle und politische Leben in Wörlitz und Dessau im 18 und 19. Jahrhundert. Ein hervorragendes Beispiel für kluges und engagiertes Bürgerfernsehen.

Länderpreise Thüringen

Hörfunk: Heiner Koch „Haus Hoffnung/Nachruf Lutz“, Radio LOTTE Weimar

Der Autor wagt sich an ein Thema, das am Rande der Gesellschaft angesiedelt ist. Er besucht ein Haus in der Kulturstadt Weimar, in das wohl niemand gerne einziehen möchte. Und doch ist das Obdachlosenheim, das aus gutem Grunde Haus Hoffnung heißt, gut bewohnt. Die Gründe für den Einzug dort sind ganz unterschiedlich. Der Autor unterhält sich mit Mitarbeitern, ehrenamtlichen Helfern, dem Arzt, der die Patienten hier vor Ort betreut, und er lässt Bewohner selbst zu Wort kommen. Der Beitrag lebt von seiner Authentizität, seiner Sachlichkeit und von Mitgefühl, Verständnis und Respekt jener Menschen, die den Hilfsbedürftigen zur Seite stehen. Niemals wird die Würde der Hausbewohner verletzt. Dass der Autor zu einem späteren Zeitpunkt das Thema erneut aufgreift und dem an Leukämie verstorbenen Obdachlosen Lutz eine emotionale Geschichte widmet, macht diesen Beitrag noch wertvoller.

Fernsehen: Filmclub Gera-Pforten e.V. & Neulandfilm unter Leitung von Stefan Gabel „Afrika“, Thüringer Medienbildungszentrum

Komplexe Sachverhalte auf prägnante Weise und zudem noch mit einem Schmunzeln auf den Lippen zu vermitteln, ist eine hohe Kunst. Das Lachen bleibt einem aber im Halse stecken, wenn man den Beitrag des Filmclubs Gera-Pforten mit dem Titel „Afrika“ ansieht, in ihm geht es um die Berufswünsche von Kindern. Doch dies ist nur die Vorderbühne, auf der Hinterbühne geht es um die gesellschaftliche Bewertung bestimmter Berufe und Tätigkeiten. Der Kurzfilm regt zum Nachdenken an. Ein Beitrag ist nicht dann komplett, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern, wenn man nichts mehr weglassen kann. Deshalb darf die Laudatio auf keinen Fall länger sein als der Beitrag selbst.


Preisträger des Rundfunkpreises Mitteldeutschland 2016 - Fernsehen