01.02.2018

Ethik und Verantwortung in der digitalen Welt

Personen | Thüringer Medienbildungszentrum der TLM (TMBZ)

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Foto 2 (TLM) Ministerpräsident Bodo Ramelow

Ministerpräsident Ramelow würdigt TLM-Versammlungsvorsitzenden Haak zum 60. Geburtstag als streitbaren Kämpfer für Demokratie und die TLM mit ihrem Medienbildungszentrum als „eine der modernsten pädagogischen Einrichtungen Thüringens, wenn nicht gar ganz Deutschlands“ Thüringer Mediengespräch
Es braucht einen selbstbestimmten und kritischen Umgang, es braucht Verantwortung und Gespräch. Ethik ist das Schaffen von Grundsätzen, um Gutes zu erreichen. Doch wer entscheidet, was gut und was böse ist? Wer in der realen Welt keine Ethik hat, der hat sie auch im Internet nicht. Experten aus Wissenschaft, Medienaufsicht und Politik diskutierten auf Einladung der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) am 31. Januar beim Thüringer Mediengespräch der TLM über „Ethik und Verantwortung in der digitalen Welt“. Ca. 100 Interessierte waren der Einladung in das Augustinerkloster zu Erfurt gefolgt. In seiner Begrüßungsrede umriss der TLM-Direktor Jochen Fasco das Anliegen der Veranstaltung. Dabei betonte er: „Jedem Mediennutzer muss bewusst sein, welche Daten er mit der Nutzung von Facebook, WhatsApp oder einem kostenlosen E-Mail-Programm über sich preisgibt und ungeschützt zugänglich macht. Die Landesmedienanstalten müssen sich in den gesellschaftlichen Prozess aktiv einmischen und immer wieder die Diskussion darüber anregen. Im Rahmen der Medienbildung gilt es, die Systeme und Mechanismen zu vermitteln, die hinter den Algorithmen und Filterblasen stecken, um mündige Bürger/innen zu erziehen.“ Prof. Dr. Heidi Krömker, TU Ilmenau und Mitglied der TLM-Versammlung, machte in ihrem Beitrag über die Zukunft des selbstfahrenden Autos deutlich, welche „Macht“ Künstliche Intelligenz und Algorithmen haben. Sie wies darauf hin, „dass die Mobilität inzwischen als Grundbedürfnis eingestuft wird und im Zuge der Urbanisierung neue Herausforderungen an Mobilitätssysteme stellt. Automatisiertes Fahren verspricht wachsende Mobilitätschancen im Hinblick auf die Zugangsgerechtigkeit und für die Sicherheit, aber es bleiben auch Restrisiken.“ „Digitale Medien und Gesellschaft. Soziologische und ethische Implikationen“ war das Thema von Prof. Dr. Andreas Ziemann, Bauhaus-Universität Weimar. Ein Fazit dabei: „Es besteht (noch) eine funktionale Co-Existenz zwischen etablierten (Leit-)Massenmedien und Netzmedien.“ Seiner Meinung nach wird es in Zukunft keine andere als die digitale Öffentlichkeit geben. „Für diese [digitale Öffentlichkeit] brauchen wir eine neue Gestaltungs- und Handlungsverantwortung“, so Ziemann. Mit den medienpraktischen und medienpädagogischen Aspekten beschäftigte sich Prof. Dr. Sven Jöckel, Universität Erfurt, und kam u. a. zu dem Schluss: „Wir brauchen keine digitale Ethik, da auch im Netz und der Virtualität die gleichen Moralvorstellungen herrschen bzw. herrschen sollten, wie in der realen Welt.“ Für Johannes Blasius, Thüringer Staatskanzlei, stellt die Medienethik einen unverzichtbaren Anker in der digitalisierten Mediengesellschaft dar. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung der digitalen Welt im Hinblick auf gesellschaftliche Auswirkungen und die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen kritisch zu begleiten. Als Fazit der von Annegret Grimm, Grimm-Kommunikation Weimar, moderierten Diskussion stellten die Beteiligten fest, dass für den digitalen Bereich keine neue Ethik benötigt wird, wenn Ethik die Grundlage für moralisches Handeln ist. Es genügen die ethischen Grundsätze, die das menschliche Zusammenleben allgemein bestimmen. Sie sind auch in der digitalen Welt gültig. Winfried Engel, Vorsitzender der Versammlung der LPR Hessen, erklärte: „Handeln in der digitalen Welt setzt Verständnis für deren Funktionieren voraus. Wer verantwortlich handeln will, muss Einblick haben in das, was digitale Medien möglich machen und bewirken können. Die Vermittlung entsprechender (Medien-)Kompetenzen ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe!“ Würdigung Johannes Haak
Im Rahmen des Mediengespräches wurde außerdem der Vorsitzende der TLM-Versammlung, Johannes Haak, anlässlich seines 60. Geburtstages vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und dem langjährigen Vorsitzenden der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten, Winfried Engel, von der LPR Hessen gewürdigt. Seit Ende 1995 vertritt Haak die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und die Evangelische Kirche von Kurhessen in der Versammlung und seit Ende 2007 ist er zudem Vorsitzender des Gremiums. Ramelow würdigte vor allem den unermüdlichen Einsatz Haaks für das demokratische Miteinander in Thüringen und sein hohes ehrenamtliches Engagement in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Zuletzt unterstützte er unter dem Motto „Mut statt Wut und Herz statt Hetze“ in Themar all jene, die sich gegen Rechtsrockkonzerte und Hasstourismus einsetzen. Im Übrigen habe Johannes Haak in besonderem Maße dazu beigetragen, dass das Thüringer Medienbildungszentrum der TLM eine der modernsten pädagogischen Einrichtungen Thüringens, wenn nicht gar ganz Deutschlands, ist, betonte der Thüringer Ministerpräsident. Winfried Engel, bis Ende 2017 Vorsitzender der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten, verdeutlichte, wie Johannes Haak seit vielen Jahren als Vertreter des Freistaates Thüringen bei deutschlandweiten und europäischen Medienprozessen zur Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Kollegen/innen aus den anderen Bundesländern beiträgt. Dabei würdigte er insbesondere dessen besonnene Art und Weise beim gemeinsamen Ringen um kluge Beschlüsse. Daneben hob er die besondere Bedeutung von plural besetzten unabhängigen Aufsichtsgremien auch in Zeiten der Digitalisierung als Vertretung der Interessen der Allgemeinheit hervor. Hinweise:
Die Veranstaltung kann demnächst auf der Mediathek abgerufen werden.